Buchvorstellung: Kojèves verkannte Autorität

09 / 2025

Auf Einladung von Jacob Taubes kam der russisch-französische Philosoph Alexandre Kojève 1967 aus Peking nach West-Berlin, um ein Jahr vor 1968 im aufgeheizten Klima Berlins an der Freien Universität einen Vortrag zu halten. Im Gegensatz zu seinem Vorredner Herbert Marcuse, der sich jegliche Handlungsanweisung an die revoltierenden Studierenden versagte, hatte Kojève bereits bei seiner Ankunft am Hotel Berliner Hof am Diana-See, wo er von Rudi Dutschke und anderen SDS-Führern umringt wurde, einen Ratschlag parat: Das Wichtigste, was sie jetzt zu tun hätten, sei, Griechisch zu lernen. Er ließ die verdutzte Menge zurück und wollte Berlin so schnell wie möglich verlassen. Taubes wollte wissen, wohin seine Reise ihn denn nun führe. „Nach Plettenberg ins Sauerland!“, antwortete Kojève. „Wohin sonst soll man denn in Deutschland fahren? Carl Schmitt ist doch der Einzige, mit dem es sich zu reden lohnt.“ Doch in Wahrheit redete Kojève nicht nur mit Carl Schmitt: Im Rahmen seiner ebenso berühmten wie provokanten Seminaren in Paris zwischen 1933 und 1939 vermittelte er seiner später selbst zu großem Ruhm gelangten Hörerschaft den deutschen „Weltgeist“ Hegel auf eine Weise, die diesen zum Philosophen des Endes der bis dahin blutdurchtränkten Menschheitsgeschichte machte. Während Walter Benjamin skeptisch blieb, beeinflusste Kojèves Interpretation Hegels eine ganze Generation von Intellektuellen wie Jean-Paul Sartre, Georges Bataille, Jacques Lacan oder Hannah Arendt nachhaltig.

Das documenta Institut und die Hofbuchhandlung Vietor laden herzlich zu der Buchpräsentation von „Kojèves verkannte Autorität“, erschienen im Turia + Kant Verlag, ein. Im Gespräch mit dem Autor Marius Kemper und dem Gründungsdirektor des documenta Instituts Heinz Bude wird Kojèves Wirkung auf unterschiedliche Intellektuelle in den Blick genommen.

Datum: Dienstag, 30. September 2025
Uhrzeit:19.30 Uhr
Ort: Hofbuchhandlung Vietor GmbH
Ständeplatz 17
34117 Kassel

Eintritt: 7€



Personen

Marius Kemper
Wissenschaftliche Mitarbeit
Prof. (i.R.) Dr. Heinz Bude
Gründungsdirektor