Interdisziplinäres Forschungsprojekt "Eco-Operations"

Die Krise des Klimawandels ist Teil sowohl ästhetischer Diskurse als auch kritischer Forschungsperspektiven in der Kultur und den Künsten. Bis vor kurzem lag der Schwerpunkt auf der Darstellung vorherrschender ökologischer Beziehungen und Kreisläufe oder aber auf den Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Zunehmend werden jedoch zukunftsorientierte, ökologisch konzipierte Handlungsmöglichkeiten von aufstrebenden Künstler*innen, Kurator*innen und kritischen Wissenschaftler*innen erkundet. Neben der Notwendigkeit globaler und lokaler (Ko-)Operationen bieten neue Technologien sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft.

„Eco-operations“ und „e-cooperations“ beziehen sich sowohl auf Ökologien als auch auf Technologien als Teil künstlerischer, aktivistischer und kuratorischer Kooperationen. Die in der Globalisierungsforschung zentralen Begriffe „flow“ und „network“ sind für diese Perspektive und, wie der Bindestrich andeutet, für die Diskussion von Unterbrechungen, Brüchen, Abkopplungen, Dissonanzen, Ausschlüssen und Allochronismen relevant. Das Projekt distanziert sich kritisch von der Vorstellung eines einzigen, kohärenten (Öko- oder Technologie-)Systems und betont stattdessen die Reibungen zwischen asynchron laufender Systeme. Ziel ist es daher, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit Kooperation (einschließlich strukturell oder institutionell unterstützter oder ‚erzwungener‘ Kooperationen im Bereich der „globalen Kunst“) innerhalb kuratorischen und künstlerischen Praktiken auseinandersetzt, um diese kritisch zu hinterfragen. Medienformate und -infrastrukturen spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie Prozesse des Teilens und des Austauschs ermöglichen und regulieren. Künstler*innen und Aktivist*innen sind dabei auf dieselben medienökologischen Umwelten angewiesen, in die sie gleichzeitig intervenieren.

Dies verweist auf ein Spannungsfeld voller Dissonanzen zwischen globalen und lokalen Ökologien, die sowohl kreatives Potenzial als auch politische Herausforderungen bedeuten.

Mit einem interdisziplinären Ansatz (Film, Literatur, Medienwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie, politische Theorie und Kulturanalyse) will „Eco-Operations“ diesen Fragen und Spekulationen nachgehen. Angestrebt wird kein kohärentes Produkt, sondern das Ausarbeiten und Präsentieren von Denkfragmenten in öffentlichen Diskussionen, Ausstellungen, Autorenworkshops und Essays in gemeinsamen Formaten.

Im Rahmen der „Eco-Operations“ fanden bereits zwei Vorträge am 21. und 22. Juli 2022 in Kassel anlässlich der documenta 15 und im Frühjahr 2023 im Rahmen des Diskurs- und Ausstellungsprogramms bei KINDL in Berlin statt.

Das Projekt wird von der Universität Kassel und dem documenta Institut, der Universität Zürich und dem Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) unterstützt. „Eco-Operations“ wird gemeinsam von Liliana Goméz (Universität Kassel / Kunsthochschule Kassel) und Fabienne Liptay (Universität Zürich) organisiert.


Prof. Dr. Liliana Gómez
Professur „Kunst und Gesellschaft“