Ästhetiken des Erinnerns – Über die Un-/Sichtbarkeiten „kommunistischer“ Kunst in Deutschland und Peru ab 1968
Immer häufiger nehmen Museen, wie in Leipzig, Dresden und Berlin, die Beziehungsgeschichten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) mit Ländern des sogenannten Globalen Südens in den Fokus ihrer Ausstellungen. Referenzländer bilden dabei häufig Chile, Kuba, Mosambik und Vietnam, Staaten der sogenannten „Bruderländer“ der DDR, die allerdings je nach politischer Lage einem ständigen Wechsel unterlagen und teilweise nur inoffiziell so bezeichnet wurden. Peru war kein Bruderland der DDR, doch lassen sich auch hier Verbindungslinien zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Peru nachzeichnen, die allerdings in einem deutlich geringeren Ausmaß als entsprechende Verknüpfungen mit der Bundesrepublik Deutschland (BRD) lokalisierbar sind. Peruanische Regierungsdokumente bezeugen die Absprache einer Kunst- und Kulturkooperation zwischen der DDR und Peru ab 1975 bis 1990. Das Promotionsprojekt erforscht diese noch unbekannte Verflechtungsgeschichte von Kunst- und Kulturabkommen zwischen Deutschland (DDR/BRD) und Peru. Dafür werden Ausstellungen an sich, angelehnt an Jacques Rancière, als Teil einer „Aufteilung des Sinnlichen“ (Sinn in Verbindung mit Bedeutung, „sens“), die nicht nur Sichtbarkeiten, sondern auch Unsichtbarkeiten herstellt, begriffen. Die aktuellen sowie historischen Ausstellungen und Kooperations- und Beziehungsgeschichten stellen dabei Indikatoren für Un-/Sichtbarkeitsverhältnisse dar und ermöglichen eine Analyse der Kämpfe um die Legitimität von Wahrnehmungs- und Bewertungskategorien der (verflochtenen) Kunstfelder. Insbesondere erinnerungskulturelle Praktiken gestalten dabei aktiv die Sphäre des Sinnlichen, weshalb das Forschungsvorhaben Erinnern als eine ästhetische Praxis versteht.