Wieviel Dreißigerjahre stecken in den Fünfzigerjahren? – Anselm Doering-Manteuffel und Heinz Bude im Gespräch

Single-Image-Module-Picture
In der Reihe Vergiftete Verhältnisse – Gespräche zur Gegenwartskunst diskutiert Heinz Bude am 10. Mai um 18 Uhr an der Forschungsstation am Lutherplatz mit Anselm Doering-Manteuffel über zeitgeschichtliche Analogien der Zeit des deutschen Totalitarismus zu den ersten Jahren der Bundesrepublik. Welche handlungssteuernden Ideen der Vorkriegszeit bewegten noch das Jahrzehnt der ersten beiden documenta Ausstellungen? Der Fall Werner Haftmann zeigt, wie weit die Vergiftungen der Vergangenheit in die junge Bundesrepublik reichen. Die Fünfzigerjahre stehen allerdings nicht nur personell in Kontinuität zur Zeit vor dem Krieg. Handlungsleitende Ideen zu Gemeinschaft, Abendland und Zeitverständnis stellen Weiterführungen dar, die der Erzählung des Bruchs mit der Vorzeit im heutigen Rückblick entgegenstehen. Sie sind zudem der Hintergrund, vor dem das Handeln einzelner Personen erst verständlich wird. Im Gespräch mit Heinz Bude erzählt Anselm Doering Manteuffel von den gleichbleibenden Ordnungssystemen, die Vor- und Nachkriegsdeutschland miteinander verbanden. Doch in welchem Verhältnis steht das gemeinsam geteilte Prinzip der Illiberalität mit der Kunstschau in Kassel? Anselm Doering-Manteuffel war von 1991 bis zu seiner Emeritierung 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte und Direktor des Seminars für Zeitgeschichte der Universität Tübingen. In seiner Forschung widmet er sich insbesondere der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts sowie der Gesellschaftsgeschichte handlungssteuernder Ideen, die die Zusammenhänge zwischen Struktur, politökonomischer Macht und ideeller Orientierung verdeutlicht.